Jugendarbeit lebt vom direkten Kontakt mit jungen Menschen – das war mit den Corona-Kontaktsperren praktisch nicht möglich. Wie ist die Malteser Jugend im Erzbistum Berlin mit dieser Herausforderung umgegangen?
Lukas Miethke: Auch für uns gab es zunächst einen großen Bruch, weil alle Treffen, Veranstaltungen und Schulsanitäterkurse abgesagt wurden. Die ersten Wochen mussten auch wir uns erstmal sortieren und neu aufstellen. Wir haben viel telefoniert, gemailt und gechattet. Es ist uns aber gut gelungen, über das Digitale mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben
Die Situation war gerade für junge Leute belastend, weil sie nicht wie sonst rausgehen durften, um ihre Freunde zu treffen. Wie habt ihr die Jugendlichen Eures Verbandes in dieser Zeit erlebt?
Miethke: Die meisten haben die Situation sehr ernst genommen, waren vernünftig und haben sich an die Kontaktbeschränkungen gehalten. Frustration kam deshalb nicht auf. Wir haben eher festgestellt, dass die jungen Menschen andere Möglichkeiten genutzt haben, um in der Isolation aktiv zu werden gegen die Langeweile.
Was genau haben sie gegen die Langeweile unternommen?
Miethke: Es gab zum Beispiel viele Jugendliche, die sich bei unserer Einkaufshilfe engagiert haben. Sie sind für Ältere und Leute aus der Risikogruppe einkaufen gegangen. Die Jüngeren haben in der Postbrücke einen Weg gefunden, aktiv zu werden. Diese Aktion haben wir extra im Jugendbereich eingerichtet. Die Kinder und Jugendlichen haben Briefe an ältere, kranke und einsame Menschen geschrieben.
Auch eine andere Idee hatte Premiere: Erstmals hat sich die Malteser Jugend aus acht deutschen Diözesen wegen Corona zum digitalen Pfingstlager getroffen. Wie lief das Zeltlager online?
Miethke: Das Zeltlager war eine super Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen. Bis auf ein paar technische Probleme kam das digitale Pfingstlager gut an bei den jungen Leuten. Vor allem das Lagerradio, die Live-Kochshow mit Burgerbraten und das Quiz fanden die Kinder und Jugendlichen toll. 2021 schlagen wir das Zelt trotzdem lieber auf der Wiese und nicht im SharePoint auf. [lacht]
Was bedeutet die Corona-Krise für die Jugendarbeit in Zukunft?
Miethke: Wir merken, dass soziales Engagement bei der Krisenbewältigung hilft. Es tut den Jugendlichen gut, Verantwortung zu übernehmen und sich für Dinge einzusetzen. Auch wollen wir die digitalen Erfahrungen nutzen, die Jugendlichen künftig stärker an Projekten zu beteiligen. Und wir ahnen, dass da in den kommenden Monaten noch einiges auf die Jugendarbeit zukommen wird, wenn die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sich unmittelbar in den Familien bemerkbar machen. Und es wird heftig werden, wenn Eltern ihre Jobs verlieren und Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden. Unsere Aufgabe ist, dann da zu sein.
----------------------------------------------------------
Die Malteser-Jugend
Die Malteser Jugend ist die in Gruppen zusammengeschlossene Gemeinschaft von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Malteser Hilfsdienst. Sie will den Leitsatz der Malteser "Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen" in jugendgemäßer Weise umsetzen und für die ihr anvertrauten Menschen erlebbar machen.
Die rund 7.500 Mitglieder engagieren sich bundesweit in rund 450 Gruppen.
Im Erzbistum Berlin engagieren sich 500 Kinder und Jugendliche in der Malteser Jugend. Der Schulsanitätsdienst, der Gemeindesanitätsdienst und die Schulklimapaten gehören zu den Aktionen und Angeboten der Malteser Jugend in Berlin.